…oder erlernt es!
Gefühlt geraten wir von einer in die nächste Krise, als Gesellschaft und als Individuum: Klimawandel, Pandemie, Krieg in der Ukraine, Wirtschaftsrezession.
Die Auswirkungen sind mitunter gewaltig, noch nicht gänzlich absehbar, doch eines steht fest: Krisen erzeugen Unsicherheit.
Wir befassen uns seit einiger Zeit mit dem Thema der Selbständigkeit in Zeiten wirtschaftlicher Rezession und gesellschaftlicher Neujustierung.
Mit dem vorliegenden Beitrag beleuchten wir deine Vorteile als Freelancer*in im Kontext. Ermutigen da, wo Unsicherheiten bestehen und zeigen dir Nischen und Möglichkeiten für deine Selbstständigkeit. Vor allem aber wollen wir deinen Blick für Möglichkeiten schärfen, ohne deine Ängste und Einwände zu bagatellisieren. In einem zweiten Teil betrachten wir die Risiken und liefern Lösungsansätze für sorgenfreies Freelancing.
Glücklicherweise gibt es sie: die Vorteile und Chancen einer Selbstständigkeit in Hinblick auf Krisenzeiten. Für den vorliegenden Beitrag haben wir recherchiert und beschäftigen uns u. a. mit folgenden Fragen:
- Was ist eine Rezession?
- Was heißt das explizit für mich als Soloselbstständige*r?
- Habe ich in Krisenzeiten Vorteile als Freelancer*in?
- Welche Branchen sind derzeit besonders gefragt?
Was ist eine Rezession und warum sollte mich das als Freelancer*in tangieren?
Vereinfacht lässt sich der Begriff der Rezession mit einer Reduzierung der Wirtschaftsleistung erklären.
Wirtschaftliche Rückgänge und Umwälzungen bedeuten, dass sich Konzerne und Branchen neu erfinden müssen. Meist werden Prozesse optimiert und Outsourcing zur Kostenreduzierung betrieben. Mit anderen Worten: Es drohen höhere Arbeitslosigkeit, geringes Lohnniveau und Einstellungsstopp. Das allein kann Unsicherheiten und Ängste hervorrufen – auch und v. a. bei Freelancer*innen, schließlich sind diese von den Aufträgen der Unternehmen abhängig.
Das kann dazu führen, dass die Risikobereitschaft der Unternehmen sind und in Folge dessen weniger Personen eingestellt werden oder allgemein weniger investiert wird. Nicht unbedingt gut für die Wirtschaft, aber vielleicht gut für Selbstständige.
Denn gerade in Krisenzeiten betreiben Unternehmen gerne Outsourcing, um mehr Agilität und Flexibilität zu erreichen.
Die Begriffe werden oft verwechselt und als Synonyme verwendet, unterscheiden sich jedoch grundlegend in der jeweiligen Perspektive.
Während Agilität auch einen Teil Flexibilität enthält, ist es nicht zwangsläufig umgekehrt der Fall. Agil zu agieren, heißt vereinfacht, über die Fähigkeiten zu verfügen, kompetent, zeit- und kontextunabhängig adäquat zu handeln. Flexibilität wiederum beschreibt eine Eigenschaft, angemessen auf einen Impuls zu reagieren. Kurz und sehr vereinfacht: Agilität ist agieren, Flexibilität ist re-agieren.
Drohen wirtschaftliche Rezessionen, stehen Unternehmen oft unter Druck, Kosten zu sparen und Prozesse zu optimieren. Es kann zu Einstellungsstopps kommen und auch Verträge mit Freelancer*innen können im Laufe dessen erstmal gestoppt werden. Die Betonung liegt auf „erstmal“.
Denn, um weiterhin Kosten zu sparen und Prozesse zu verschlanken, sind zeitweilige Rahmenverträge mit Selbstständigen oft die kostengünstigere Alternative im Gegensatz zu klassischen Arbeitsverträgen bei Anstellung. Hierdurch können Arbeitgebende Zeit und Kosten sparen, denn bei Freelancer*innen gelten andere Rahmenbedingungen wie Sozialabgaben, Urlaubsansprüche und Elternzeit.
Dies erlaubt es Unternehmen, Bedarf und Arbeitspensum genauer zu planen und Budgets einzuhalten. Dadurch werden projektbezogene Arbeitskräfte attraktiver, da in ihrem Fall weniger „strings attached“ sind. Durch das Involvieren von Freelancer*innen gewinnen Unternehmen an Flexibilität und können schneller auf Veränderungen reagieren.
Vorteile als Freelancer*in in Krisenzeiten: Jetzt erst recht!
Zugegeben: Es hört sich paradox an, gerade in Krisenzeiten über eine Selbstständigkeit nachzudenken oder sich darauf einzulassen. Verständlich, der Wunsch nach mehr Stabilität, Planbarkeit und Zuverlässigkeit. Dennoch sind wir fest davon überzeugt, dass jede Krise auch Chancen beinhaltet.
Versteh uns nicht falsch, wir möchten niemanden dazu überreden, sich in die Selbständigkeit zu stürzen. Abgesehen von der Tatsache, dass Freelancen nichts für Jedefrau oder Jedermann ist, dessen Persönlichkeit und Bedürfnisse dem Gedanken einer Selbständigkeit widersprechen.
Doch möchten wir dir eventuelle Ängste nehmen, ohne diese kleinzureden. Wir haben oft die gleichen Sorgen und fühlen dieselben Unsicherheiten. Doch als Kollektiv und im aktiven Austausch mit anderen sind wir in der Lage, verschiedene Perspektiven einzunehmen – und sehen:
Fachkräftemangel
Auch eine Krise ändert nichts daran, dass es in Deutschland an Fachkräften mangelt. Im Gegenteil, denn eine Krise verhält sich oft wie ein Katalysator für bereits bestehende Probleme und verstärkt diese. Laut der IFO sind mehr als die Hälfte aller deutschen Unternehmen davon betroffen, dass dringend benötigte Stellen unbesetzt bleiben.
Für Freelancer*innen kann dies ein gutes Zeichen sein, denn je nach Branche ist der Bedarf exorbitant und bietet so Verhandlungsspielraum bezüglich der Bezahlung und Rahmenbedingungen.
Freelancing the Future…
Digitalisierung sei Dank! Selten war es so einfach, orts- und zeitunabhängig zu arbeiten. Was vor Dekaden Jahren noch kaum denkbar war, ist heute für einen Teil der Bevölkerung selbstverständlich: Arbeiten, von wo und wann man möchte. Es muss ja nicht immer das Komplettpaket des „digital nomad“ sein, der oder die am Strand und ohne festen Wohnsitz arbeitet.
Freelancing hat sich in den letzten Jahren entwickelt und vom (über-)romantisierten Lebenskonzept zum ernstzunehmenden Wirtschaftszweig etabliert und wächst stetig. Viele von uns reizt die Freiheit in Verbindung mit einer Soloselbstständigkeit, denn oft kann der Laptop eingepackt werden und los geht’s…
Tiefgehende Expertise statt „von allem ein bisschen“
Vor allem Freelancer*innen sind auf das eigene Know-how angewiesen und müssen dieses immer wieder aktualisieren und ausbauen. Die Verwendung von branchentypischem Vokabular: so basal wie zentral für die eigene Seriosität. Arbeitskräfte in Selbstständigkeit gelten oft als Expert*innen auf ihrem Gebiet, können vielfältige Projekte wie jahrelange Erfahrung vorweisen.
Das wissen auch Unternehmen und profitieren gern von der Expertise, die von Selbstständigen ausgeht. Die Zusammenarbeit mit Soloselbstständigen spart oft lange Einarbeitungsphasen, denn oft können Freelancer*innen nach wenigen Briefings gleich einsteigen – und abliefern.
Das Wissen, das du dir in Bezug auf deinen Job aneignest, sollte eher tief statt breit sein.
Hier gilt: Je weniger verbreitet das Wissen, desto wertvoller dein Service! Wie bedeutend Expertise in Zusammenhang mit Selbstständigkeit sein kann, verraten wir dir hier.
Das heißt natürlich nicht, dass du dein Angebot nicht diversifizieren sollst. Es ist von Vorteil, zu Zwecken der Einkommens- und Auftragsstabilisierung mehrere Services anzubieten. Achte aber darauf, dass es „sinnvoll“ und branchentypisch bleibt. Als Texterin z. B. ist es sinnvoll, neben dem Schreiben von Blogartikeln noch den Service einer Korrektur anzubieten. Weniger sinnvoll ist es hingegen, Blogartikel zu schreiben und im Zuge dessen Zimmerpflanzen anzubieten. Du weißt, worauf wir hinauswollen…
Unsicherheiten in Bezug auf Planung? Lass es dir bezahlen!
Freiberufliche Tätigkeiten beinhalten (wenig überraschend) Freiheiten in Bezug auf den Beruf. Zeitgleich können diese Freiheiten je nach Perspektive auch als Unsicherheit und somit als Nachteil interpretiert werden.
Der Umstand, dass in regelmäßigen Abständen sowohl Projekte, Teams als auch ganze Unternehmen fluktuieren, bietet viel Abwechslung und Möglichkeiten, dein Portfolio zu erweitern – oder Ungewissheit.
Das gehört zum Freelancen dazu und muss thematisiert werden, ohne die ganze Idee dahinter zu glorifizieren oder zu diskreditieren. Du als Freelancer*in kannst im Verhältnis zu angestellten Kolleg*innen höhere Tagessätze verlangen. Auch Unternehmen wissen das und zahlen gerne höhere Stundensätze, denn mit Freelancer*innen sind Peaks leichter und schneller aufzufangen. Faire Löhne sind für alle Beteiligten von Vorteil: Unternehmen können geplant und punktuell investieren und du kannst durch angemessene Bezahlung deine Risiken reduzieren.
Welche Branchen sind derzeit besonders gefragt und lukrativ?
Nicht jede Branche ist „gemacht“ für Freelancer*innen. Während in schulischem und institutionellem Bereich selbstständige Arbeitskräfte weniger verbreitet sind, tummeln sich geradezu Freelancer*innen in der freien Marktwirtschaft.
Besonders die Bereiche Marketing, Design, Webentwicklung, Consulting wie Coaching haben sich bei Selbstständigen etabliert. So sind zahlreiche Netzwerke und Communities zu finden, in denen fachspezifischer Austausch stattfindet.
Hinsichtlich des Bedarfs und der bevorstehenden Verstärkung des Fachkräftemangels sind Trends erkennbar, von denen vereinzelte Branchen besonders betroffen sind. Kurz gesagt: Bist du digital unterwegs, bist du save!
Expliziter kann davon ausgegangen werden, dass der Bedarf an Know-how innerhalb der IT-Branche zunehmen wird. Schon jetzt sind Personen gefragt, die sich mit Digitalisierung, Change-Management und Transformation auskennen.
Deutschland ist im internationalen Vergleich der Digitalisierung… eher nicht so weit vorn, um es schonend auszudrücken. Gemessen am Industrialisierungsgrad und dem Potenzial, hängen wir in Deutschland anderen Staaten hinterher. Der Grad der Digitalisierung lässt sich vor allem im Bereich des sogenannten „e-Government“ zwischen den einzelnen Staaten messen, wonach sich Behördengänge und -dienste digital abwickeln lassen können.
Somit kann davon ausgegangen werden, dass hierzulande noch ein weiter Weg zur Progression beschritten werden muss. Und das heißt vor allem für (angehende) Freelancer*innen: je IT-relevanter dein Service, desto erfolgsversprechender und lukrativer!
Also ist Freelancen das Non-Plus-Ultra der Arbeitswelt?
Nein. Auch, wenn wir vom Freelancer Lab überzeugt sind, dass es für uns zurzeit das Richtige ist, können und wollen wir keine Pauschalantwort geben.
Zu individuell die eigenen Bedürfnisse, Voraussetzungen und Fähigkeiten. Was von einer Person als Freiheit genossen wird, stresst eine andere Person als Unsicherheit.
Zudem:
Was spricht für oder gegen einen Corporate-Job?
Wie finde ich als Freelancer meinen Fokus, gewichte ich meine Prioritäten?
Was sind die Risiken eines Freelancerjobs?
Es gibt hier kein richtig, kein falsch, kein Ausspielen zwischen selbstständiger und angestellter Tätigkeit. Wir wollen euch inspirieren, informieren, sensibilisieren. Dazu gehört es, mehrere Perspektiven einzunehmen… das tun wir genauer im zweiten Teil des Blogartikels und gehen den o. g. Fragen und weiteren auf den Grund.
Stay tuned & on board!